Der Glaswaldsee liegt im Wolftal, im Landkreis Wolfach, auf den Gemarkungen Schapbach und Bad Peterstal, auf 839 m ü. NN. am südöstlichen Hang der 966 Meter hohen Lettstädter Höhe mitten im Schwarzwald.
Der von einem Gletscher aus dem Buntsandstein herausgehobelte 220 Meter lange und 170 Meter breite Karsee hat eine Wasserfläche von rund 2,8 Hektar. Die maximale Tiefe wird mit 11 Meter angegeben. Inmitten der bis zu 120 Meter hohen Karwänden erhält der Karsee sein Wasser durch unterirdische Quellen und eine später geschaffene Zuleitung aus dem obersten Seebach. Einst nutzten die Flößer das Wasser als Schwellweiher, um mit dem angestauten Wasser die gefällten Baumstämme ins Tal zu schwemmen.
Aufgrund seiner Unberührtheit, inmitten eines etwa 124 Hektar großen, im Jahr 1960 ausgewiesenen Schutzgebietes, zählt der Glaswaldsee zu den herrlichsten „blauen Augen“ des Schwarzwaldes. Von der See-Ebene (ca. 960 Höhenmeter) hat man einen besonders schönen Blick auf den etwa 120 Meter tiefer liegenden Glaswaldsee.
Seinen Namen hat der See von einer im 17. Jahrhundert, im Seebachtal betriebenen Glashütte, in der früher Glas für die Flaschen des Rippoldsauer Sauerbrunnens hergestellt wurden. Der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob (1837-1916) schrieb über den See: „Es ist wohl der kleinste, aber nach meinem Geschmack der feinste Bergsee des Schwarzwaldes und zwar deshalb, weil er der düsterste ist und voll von Melancholie.“
Die Sage vom Seemännlein
In früheren Zeiten haben sich im Glaswaldsee Seemännlein aufgehalten. Sie waren so klein wie Kinder und glichen den Menschen. Allerdings war ihre untere Hälfte den Fischen ähnlich. Auch konnten sie sich unsichtbar machen. Eines jener Seemännlein war mit den Menschen vom Seebenhof, etwa eine Viertelstunde weiter unten am Berg, befreundet. Der Hof wurde dem Seemännlein fast zur zweiten Heimat. Es weckte jeden Morgen die Hofbewohner und blieb bis zum Abend dort, ehe es in den See zurückkehren musste. Tagsüber schaffte das Seemännlein für die Seebenhofler. Wollten diese dem Seemännlein eine Arbeit auftragen, mussten sie dies mit Worten „Nicht zu viel und nicht zu wenig“ kundtun. Sonst tat das Männlein entweder viel zu viel oder viel zu wenig. Dafür bekam es täglich auf dem Hof sein tägliches Essen. Man musste ihm das Essen unter die Treppe stellen, wo es allein sitzend, dasselbe verzehrte.
Der Anzug des Seemännleins sowie sein Schlapphut waren stark abgetragen und seine Jacke gar arg zerrissen. Dennoch hielt es den Bauern vehement davon ab, ihm andere Kleidungsstücke geben. Doch eines Winters ließ der Bauer ein neues Röcklein schneidern und gab es dem Seewesen. Darauf sagte dieses: „Wenn man ausbezahlt wird, muss man gehen; ich kann von morgen an nicht mehr zu euch kommen.“ Das verdutzte den Bauern und obwohl er versicherte, dass der Rock kein Lohn sondern ein Geschenk sei, lies sich das Männlein von seinem Vorsatz nicht mehr abbringen.
Eine Magd erboste sich darüber sosehr, dass sie dem Männlein kein Nachtessen mehr servierte. So musste es mit leerem Magen von dannen ziehen. Am anderen Morgen war die Magd fort und ward nie wieder gesehen. Das Seemännlein hat sich kein einziges Mal mehr auf dem Hofe blicken lassen.
Bildquelle: ©Bad Rippoldsau-Schapbach